Für Yoga ist es nie zu kalt!
Hätten wir unsere Autorin und Kinderyogalehrerin Gina Duscher vor Corona gefragt, ob Yoga trotz Kälte draußen geht, hätte sie vermutlich verneint. Mittlerweile unterrichtet sie seit mehr als eineinhalb Jahren Pandemie ausschließlich im Freien. Hier ihre Tipps!
Unterrichten im Freien fordert: Die Kinder sind schneller abgelenkt. Passanten kreuzen, andere Kinder toben auf dem Schulhof, Autos, Flugzeuge lärmen. Urgeschichtlich suchen wir dazu auch noch den Horizont auf mögliche Gefahren ab. Von daher suche dir einen möglich geschützten Bereich im Freien. Und setze die Kinder möglichst mit dem Rücken zu diversen Ablenkungen.
Unterricht im Freien gibt auch neue Freiheiten: Nutze dein Umfeld. Parkbänke, Schaukeln und Tischtennisplatten geben hervorragende Übungsflächen ab. Lass deiner Fantasie freien Lauf: Das Wohnviertel wird zum Dschungel oder der Schulhof zum Zoo.
Wenn es regnet
Such dir eine überdachte und windgeschützte Fläche. Und bau den Regen mit in dein Programm ein: Regentropfen zählen, dem Regen lauschen oder ein lustiger Regentanz. Und wenn es ganz übel wird? Yoga geht auch in der Garage: Das Tor bleibt zur Lüftung offen, klappt hervorragend.
Nasse Matten?
Outdoor-Matten, gerne gebraucht, eignen sich perfekt für draußen. Am besten solche, die einen Gummistiefel-Abdruck aushalten. Mit im Gepäck auch immer eine warme Decke für die Entspannung. Manche Kinder bringen einen warmen Tee mit. In der Schule nutze ich einen Allzweck-Bauvlies aus dem Baumarkt. Da passen je nach Zuschnitt rund acht Kinder drauf. Als improvisierte Decke nehmen die Kinder ihre Jacken und Schals.
Welche Übungen sich anbieten – immer warmhalten
Im Grunde kannst du alle Übungen durchführen. Viele Asanas, die klassisch im Liegen stattfinden, gehen auch im Stehen. Beispielsweise die Cobra mit den Händen auf einer Parkbank abgestützt, Katze-Kuh oder der Tänzer am Baum. Und der Hund findet schon mal mit den Füssen an einer Hauswand statt. Wichtig ist: die Kinder immer warmhalten. Sobald du merkst, sie frieren, baue eine Bewegungseinheit ein: Hampelmänner springen, als Flugzeug über den Schulhof laufen oder wild tanzen zur Musik. Die Hände werden schnell kalt: also immer wieder mal ein „Feuer machen“ –Hände aneinander reiben und dann auf das Gesicht legen.
Wie geht Entspannung? Atemzüge zählen
Hand aufs Herz. Die Entspannung ist für Kinder immer herausfordernd. Draußen zugegebenermaßen noch mehr. Ich bin dazu übergegangen, immer wieder kleine Entspannungsübungen zwischen den Asanas einzubauen. Das sind meistens Atemübungen wie Augen schließen (oder zumindest zu Boden schauen) und fünf ruhige Atemzüge nehmen. Die Schlussentspannung fällt etwas kürzer aus, eher zwei bis drei Minuten, je nach Wetter und Stimmung der Kinder. Bei den Grundschulkindern hat sich bewährt, dass sie ihre Atemzügen zählen. Das heißt, die Kinder bekommen die Zeit, sich einzurichten, eine Stellung im Sitzen oder Liegen zu finden. Ich leite sie an, ihren Atem zu suchen und zu spüren, wie sich ihr Bauch hebt und senkt. Wenn ich das Gefühl habe, dass alle so weit sind, bitte ich die Kinder, ihre Atemzüge in Gedanken zu zählen. Für etwa eine Minute. Je nach Situation hole ich sie nach der Minute wieder zurück oder lasse sie etwas länger verweilen. Ich frage die Kinder danach, wie es ihnen ergangen ist und wie viele Atemzüge sie gezählt haben. Die Anzahl ist sehr unterschiedlich, aber allen ist gemeinsam, dass die Übung prima bei den kleinen Yogis ankommt und sie diese Methode gerne auch im Alltag anwenden.
Und ein letzter Tipp für dich: Wärme dich selbst vor der Stunde mehr als üblich auf. Die Kälte kriecht gerne in den Nacken und löst vor allem bei den Rückbeugen und Twists schnell eine Verspannung aus.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Gina