Praxistest: Die „Gefühlswolken“ und „Achtsames Abenteuer“ Gefühlskarten im Vergleich
Zum Monats-Thema „Voller Gefühl“ dürfen natürlich auch Materialien nicht fehlen. Unsere Chefredakteurin Andrea Helten hat sich im bunten Dschungel der Gefühlskarten einmal umgesehen. Hier liest du ihren Praxistest der „Gefühlswolken“ und der Karten „Meine Abenteuerwelt Gefühle“.
Warum sollten Kinder lernen, ihre Gefühle zu erkennen und zu regulieren?
Als Kinderyogalehrerin gibt es viele Gründe, warum es im Kinderyoga hilfreich ist, mit Gefühlen zu arbeiten. Hier sind drei Gründe:
- Gefühle erkennen: Durch das Arbeiten mit Gefühlen können Kinder lernen, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und zu benennen. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, um mit Emotionen umzugehen und sie zu regulieren.
- Emotionale Selbstregulierung: Kinder lernen im Kinderyoga, wie sie ihre Emotionen auf gesunde und angemessene Weise regulieren können. Durch Atemübungen, Meditation und Achtsamkeitstechniken lernen sie, sich zu beruhigen und negative Emotionen wie Wut und Angst zu bewältigen.
- Förderung von Empathie: Wenn Kinder lernen, ihre eigenen Emotionen zu verstehen, können sie auch besser verstehen, wie sich andere fühlen. Durch das Verständnis für die Gefühle anderer können Kinder Empathie entwickeln und lernen, andere zu respektieren und zu unterstützen.
In den letzten Jahren sind vermehrt sogenannte „Gefühlskarten“ in den Kinderyoga eingezogen. Dies sind ganz unterschiedlich gestaltete Karten, die alle eins gemein haben: Sie stellen Gefühle dar, die schon kleine Kinder im Kindergarten erkennen können. Neben der „Mutter aller Gefühlskarten“, den „Gefühlsmonstern“ hat der Markt an solchen Karten zugenommen. Ich habe seit einiger Zeit zwei Sets im Einsatz, die ich dir hier kurz vorstelle.
Wie das Arbeiten mit Gefühlskarten Kindern helfen kann
„Binda“, so heißt die kleine Wolke, die sich für die insgesamt 17 Gefühlsausdrücke der „Gefühlswolken“ immer wieder neu präsentiert. Das Kartenset stammt aus der Kreation des Berliner Vereins moment mal, der sich soziales Yoga auf die Fahne geschrieben hat. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen geben unter anderem Kinderyoga in sozialen Einrichtungen, Familienzentren und Schulen. Sicher wurden die Karten ursprünglich auch zu internen Weiterbildungszwecken hergestellt, denn es steht kein großer Verlag hinter den Gefühlswolken.
Binda, die kleine Wolke, zeigt sich mal überrascht, dann wieder ängstlich, verkuschelt oder aber – meine Lieblingskarte – mit Superpower.
Die moment mal-Karten kommen im Pappkarton mit kleinem Booklet daher und dieses gibt allerhand Denk- und Anwendungs-Impulse. Ich habe die Karten seit einiger Zeit im Einsatz – und zwar sowohl im Kindergarten, als auch in der Yoga-AG der 9. Klasse. Und ich muss sagen, sie funktionieren wirklich für jede Altersstufe. Es ist dem simplen, klaren Design geschuldet, dass besonders die kleinen Kids die abgebildeten Emotionen immer gut erfassen können. Oder zumindest wissen sie, ob es sich um ein angenehmes oder weniger angenehmes Gefühl handelt. Und hier kann ja die Diskussion einsetzen.
Ein wenig anders verhält es sich mit den Karten von Achtsames Abenteuer, den Emotionskarten von „Meine Abenteuerwelt Gefühle“. Hierbei handelt es sich um 20 Emotionskarten, die, so die Website „mit liebevoll gestalteten Illustrationen und lebensnahen Kurzgeschichten Kinder ab 3 Jahren dabei unterstützen, sich selbst und ihre Gefühle besser wahrzunehmen und zu verstehen“. Das kunterbunte Kartenset hat mir die liebe Nicole Morales von Achtsames Abenteuer kürzlich auf einem Kongress in die Hand gedrückt. In ihrem Portfolio befinden sich bereits einige Produkte, so auch ein Achtsames Journal für Kinder.
Die Karten sind etwas größer als die der „Gefühlswolken“ und fühlen sich sehr hochwertig an. Sie kommen mit gleich fünf Erwachsenenkarten und einer zusätzlichen Erklärkarte daher, was zeigt, dass der pädagogische Aspekt hier sehr groß geschrieben wird. Noch dazu gibt es zu jeder gezeigten Emotion eine kindgerechte kleine Rahmengeschichte auf der Rückseite, die das gezeigte Gefühl unterstreicht. Die Karten sind im Gegensatz zu Binda und aufgrund ihrer Größe manchmal etwas sehr detailreich, was mich und auch die Kinder beim Einsatz im Kindergarten ehrlich gesagt etwas von der eigentlichen Gefühls-Message fortgetragen hat. Mit anderen Worten: Es ist meiner Ansicht nach nicht immer sehr schlüssig, zu erkennen, um welches Gefühl es sich gerade handelt.
Aber auch hier bietet ja bereits das Sprechen über Gefühle Anlass zur Auseinandersetzung und Diskussion. UND ein großes PLUS: Die Kindergartenkinder lieben die Karten von Achtsames Abenteuer – vielleicht gerade wegen ihrer Buntheit und der eher kindgerechten Darstellung.
Wie sich die Gefühlskarten praktisch einsetzen lassen
Auch wenn es mittlerweile allerhand Spielvarianten gibt, bin ich hier ein Fan von simpel und klassisch: Als Kinderyogalehrerin kann ich Gefühlskarten in meine Yogastunden einbeziehen, indem ich sie beispielsweise am Anfang der Stunde austeile und die Kinder auffordere, die Karte auszuwählen, die am besten beschreibt, wie sie sich fühlen. Wir können dann über die verschiedenen Emotionen sprechen und wie sie sich in unserem Körper manifestieren können. Das erfordert zu Beginn immer etwas Übung. Spannend ist es auch, die Kinder am Ende noch einmal eine Karte ziehen zu lassen und sie zu fragen, was sich im Laufe des Yogaunterrichts verändert hat. So können schon die Kleinsten lernen, gut nach innen zu spüren und den Kontakt zu sich zu erfahren.
Natürlich eignen sich beide Sets vorzüglich dazu, auch im Familien-Kontext einbezogen zu werden. So könnte man am Abend eine Karte ziehen lassen, um den Tag emotional Revue passieren zu lassen. Auch im Eltern-Kind-Yoga sind Emotionskarten nützlich. Bei Teens können Karten ebenfalls die oft versteckte Gefühlswelt von Pre-Teens und Teens „herauskitzeln“. Die Karten von „Achtsames Abenteuer“ würde ich aber eher bei jüngeren Kindern einsetzen.
Fazit: Im Praxistest haben wir die „Gefühlswolken“ und „Achtsames Abenteuer“ Gefühlskarten verglichen. Beide Kartensets bieten Kindern eine großartige Möglichkeit, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren. Die „Gefühlswolken“ sind sehr simpel und klar gestaltet, was es Kindern leicht macht, ihre Gefühle zu verstehen und zu benennen. Die Karten von „Achtsames Abenteuer“ sind bunter und detaillierter, was die Kinder ermutigt, ihre Kreativität und Fantasie zu nutzen, um ihre Gefühle auszudrücken.
Hier gibt es die Karten:
Moment mal: Kartenset mit 17 Karten, 20 Euro plus Versand
Achtsames Abenteuer: Emotionskarten mit 20 Gefühlen, 31, 50 Euro