Praxistest: „Inselabenteuer mit Yogamöwe Lilly“
Endlich mal wieder ein neues Buch mit einer Kidsyoga-Mitmachgeschichte für Yogalehrende, Eltern und Pädagoginnen. Und das Thema ist so schön passend für diese Zeit, gerade weil wir es momentan nicht dürfen: in den Urlaub fahren! Es geht ans Meer auf eine Insel, zusammen mit dem Geschwisterpaar Ben und Luna und der Yogamöwe Lilly. Wie Yogakids das Buch von Stefanie Weyrauch und Silvia Weber und das Yogieren damit finden, hat unsere Redakteurin Elke Schwuchow getestet.
Meer und Insel klingen für mich als Meerverliebte schon mal toll! Gerade in dieser Zeit, wo uns das Reisen nicht möglich ist, macht es besonderen Spaß, uns in unserer Fantasie an andere Orte zu träumen und so ein wenig der gerade nicht so schönen Realität zu entfliehen. Und wenn es dann noch ans Meer geht, bin ich auf jeden Fall dabei! Der Titel „Inselabenteuer mit Yogamöwe Lilly – eine spannende Mitmachgeschichte für kleine Yogis“ von Stefanie Weyrauch und Silvia Weber macht Lust auf Meer oder mehr….
Mal sehen … ich bin skeptisch
Generell finde ich Bücher mit Yogageschichten als Inspirationsquelle gut. Aber ich gestehe, dass ich mir lieber selbst Geschichten für meine Yogis und Yoginis ausdenke, in die ich dann die Asanas einbaue oder auch gerne mit ihnen zusammen eine Geschichte erspinne. Ich bin also erst einmal etwas skeptisch an unseren Praxistest rangegangen. Noch dazu musste er ja online stattfinden – sprich ich auf der einen Seite des Bildschirms, die Kids auf der anderen…
An einem eher kalten Freitag habe ich die Kids dann mit auf die Insel genommen, hinein in den Sommer, hinein in eine heile Welt, die die meisten von eigenen Urlauben am Meer kennen. Die Illustrationen von Silvia Weber sind fröhlich, hell und die Farben sind pastellig – gelb und blau dominieren. Klar, wir sind am Meer und am Strand! Die Einladung, einen Ausflug ans sommerliche Meer auf eine Insel zu machen haben meine Yoginis (Jungs waren nicht dabei) freudig angenommen.
Ein Tag am Meer
Ich beginne meine Stunden immer mit einem Bewegungsspiel, für den Spaß und damit wir aufgewärmt in die Yogapraxis gehen. Wir spielten einen Stopptanz auf das Lied „Tag am Meer“ von den Fantastischen Vier. Wenn die Musik stoppte, waren Yogafiguren einzunehmen, die ich reinrief: der Surfer (Krieger II), die Sonne, das Meer (Schaukelstuhl, also Hin- und Herrollen auf dem Rücken als kleines Päckchen) und das Dünengras (hin und her wedelnde Arme). So haben wir uns schon mal gut auf unseren Tripp vorbereitet!
Danach ging es los mit der Geschichte. Ich habe mich vor den Bildschirm gesetzt, gelesen und die Bilder gezeigt. Zwischendurch haben wir die Asanas zusammen praktiziert, die die Yogamöwe Lilly den Hauptprotagonisten Ben und Luna vormacht. Nun zur Story: Die Geschwister Ben und Luna machen mit ihren Eltern Urlaub auf einer Insel. Während der Fährüberfahrt machen sie Bekanntschaft mit der sprechenden Lachmöwe Lilly, die Yogaübungen in der Luft machen kann. Das hat sie von einem indischen Vogel gelernt und deshalb wird sie von den anderen „Yogamöwe“ genannt. Die Drei freunden sich an und die Yogamöwe zeigt den Geschwistern die Insel. Sie schauen den Wellenreitern und Windsurfern zu, beobachten Robben auf einer Sandbank und lernen Wattwürmer kennen. Die Geschwister yogieren zusammen mit Lilly und machen das Erlebte in Form von Yogafiguren nach. Der Baum, der Krieger II, das Dreieck, die Kobra, der Bogen – einfache Asanas, die meine Yogakids schon kannten und daher gleich mitmachen konnten.
Mut-Mantra gegen Angst
Ben wird ein bisschen mulmig, als das Meer sich zurückzieht, denn Ebbe und Flut sind für ihn neu… „Ich haben ein bisschen Angst, wenn Ebbe ist“, gesteht er. Die Yogamöwe weiß Hilfe, indem sie Ben von dem Mut-Mantra „Ich bin ganz mutig“ erzählt, dass er im Schneidersitz und mit den Händen vor seinem Herzen ein paarmal zusammen mit Lilly wiederholt. Eine schöne Idee, das so wichtige Mut-Mantra hier einzubauen! Ich habe zusammen mit den Kids das Mut-Mantra mit einem Mudra (Finger-Yoga) verknüpft – zum „Mut-Mudra“ wie aus Andrea Heltens Buch. Während die Affirmation „Ich bin ganz mutig“ gesprochen wird, tippt der Daumen bei jedem Wort jeweils kurz auf den Zeigefinger, den Mittelfinger, den Ringfinger und den kleinen Finger – und wieder zurück. Es hilft und Ben geht danach wieder mit auf Entdeckertour.
Als die beiden eine kleine Pause brauchen, schlägt Lilly die Haltung des Kindes vor – die „Muschel“ -, um ein wenig zu entspannen. Da meine Yoga-Kids Balasana lieben, musste ich sie nicht zweimal bitten, hatte aber etwas Mühe sie danach wieder in die Aktivität zu bekommen… Aber da das Abenteuer im Buch weitergeht, schwangen sich nochmal alle in den Stand, um Dünengras, Schildkröte (wir waren etwas verwundert wo die plötzlich herkam …), einen Seestern und eine Windmühle zu yogieren.
Schöne Idee: Das Dankbarkeitsritual
Als sich Ben und Luna bei Lilly bedanken, dass sie sich die Zeit nimmt ihnen die Insel und die Yogaübungen zu zeigen, erklärt diese, dass Dankbarkeit eine große Rolle im Yoga spielt. „Denn immer, wenn ihr dankbar für etwas seid, spürt ihr positive Energie und bekommt gute Laune.“ Sie fordert die Geschwister, auf zehn Sachen zu nennen, für die sie dankbar sind. Auch ich habe mit meinen Yoginis überlegt, wofür wir dankbar sind. Ein schöner Exkurs in das Thema Achtsamkeit, das ja eng verwoben mit der Yoga-Philosophie ist.
Am Ende der Geschichte und somit auch am Ende meiner Yogastunde dürfen sich Ben und Luna entspannt am Strand austrecken und Lilly nimmt die beiden mit auf eine kleine Fantasiereise, natürlich ans Meer. Diese wird mit einer kleinen Atem-Meditation eingeleitet – der Atem fließt ein und aus, wie die Wellen an den Strand und wieder zurückrollen. Da mir persönlich die Fantasiereise aus dem Buch zu kurz ist – meine Kids sind längere gewöhnt – habe ich eine eigene geschrieben und vorgelesen.
Daumen hoch!
Als wieder alle auf ihren Matten saßen, gab es wie immer eine kleine Feedbackrunde, wie es den Kids geht. Auf meine Frage, wie ihnen die Yogageschichte gefallen hat, waren alle einhellig der Meinung, dass der Ausflug ans Meer echt cool war und Spaß gemacht hat! Was will man als Yogalehrerin mehr als zufriedene und entspannte Gesichter am Ende der Stunde? Und die strahlten mich über den Bildschirm an.
Mein Fazit: Das Mitmach-Yoga-Buch von Stefanie Weyrauch und Silvia Weber ist den beiden wirklich gut gelungen. Es ist eine runde Geschichte, die uns eine Stunde Urlaubsfeeling beschert hat. Das Mut-Mantra, das Dankbarkeitsritual und am Ende eine Doppelseite, auf der nochmal alle Asanas erklärt und gezeigt werden, machen das Buch wertvoll. Und das nicht nur für Yogalehrende, sondern auch für Pädagoginnen und Familien, die Yoga in ihren Alltag integrieren möchten. Wenn ich den Praxistest nicht online gemacht hätte, hätte ich die Geschichte sicher noch etwas freier und in Interaktion mit den Kids „aufgepeppt“ (ich kann halt nicht aus meiner Haut…) und noch eine thematisch passende Massagegeschichte eingebaut. Aber so war es auch schön und ich kann euch das Buch guten Gewissens für Kids von drei bis neun Jahren empfehlen. Einen Daumen hoch für die Autorin Stefanie Weyrauch und die Illustratorin Silvia Weber!