Teen Yoga: Fünf Antworten auf brennende Fragen
Inwiefern unterscheidet sich Teen Yoga von Erwachsenenyoga?
Muss ich für Teenager noch Stundenbilder mit Rahmengeschichten konzipieren?
Maike Schössler: Nein. Im Gegensatz zum Kinderyoga braucht eine Teenager-Yogastunde keine bunte Rahmengeschichte mehr. Ein Thema gibt der Stunde Struktur und erleichtert dir die Vorbereitung. Rituale für Anfang und Ende der Stunde, die du gemeinsam mit deinen Teenagern entwickeln kannst, bilden den Rahmen. Bei der Themenfindung kannst du die Jugendlichen mit einbeziehen und aufgreifen, was sie beschäftigt. Es darf auch schon ein bisschen „philosophischer“ werden. Biete Raum für Austausch und Gespräche. Greife die vorherrschende Energie auch in der Stunde selber auf. Ist sie hoch, lass die Teenies ihre Grenzen mit herausfordernden Asanas testen. Wiederholungen sorgen für ein Gefühl der Sicherheit und verschaffen Erfolgserlebnisse, wenn bereits bekannte Asanas und Übungen plötzlich gelingen und neue Aspekte an ihnen erkannt werden. Ein roter Themenfaden kann auch mehrere Kursstunden miteinander verknüpfen. Beispielthemen sind: die Elemente, Gefühle, Selbstliebe, Dankbarkeit, Kraft, Yin und Yang.
Braucht es im Teenager-Yoga noch eine Fantasiereise?
Elke Schwuchow: Ja, denn mit der Fantasie auf Reisen zu gehen, ist in jedem Alter wichtig – und ich meine wirklich: in jedem. Nur die Themen ändern sich bei Teenagern. Weg von Feen, Einhörnern, Zauberern und anderen märchenhaften Wesen, hin zu eher realistischen Themen. Die Jugendlichen reisen gerne in fremde Länder, machen einen Städte-Tripp oder einen Ausflug ans Meer, in den Wald und generell in die Natur. Auch Schauplätze wie ein Badesee, ein Vergnügungspark mit Achterbahn oder Ski fahren in den Bergen sind mögliche Themen. Auch mit Tieren lassen sich noch passende Fantasiereisen gestalten: ein Ausritt am Meer, eine Fahrt im Schnee mit Schlittenhunden oder ein gemeinsames Schwimmen mit Delphinen. Auch eine Krafttier-Reise ist möglich. All diese Themen haben eines gemeinsam – sie sind recht realistisch.
Fantasiereisen mit Teenagern sind eine Möglichkeit der Entspannung. Meditationen und Visualisierungen sind andere Formen, die Teenies zu sich und zu Ruhe und Entspannung zu leiten. Führe sie mit deinen Worten zu einem Thema hin – zu einer Situation, wie zum Beispiel einen Auftritt oder ein wichtiges Gespräch. Sprich ihre Gefühle an: „Welche Gefühle kommen in die hoch, wenn du dich in diese Situation hineinversetzt?“ Hier sind Atem-Meditationen, aber auch Meditationen mit spirituellen Inhalten, wie eine Chakren-Meditation geeignet. Visualisierungen von Träumen und Wünschen sind ebenfalls eine Möglichkeit, die Seele der Heranwachsenden stark zu machen: „Wo siehst du dich am Ende des Jahres?“ oder „Wenn alles möglich wäre, was würdest du tun?“ Und zu guter Letzt ist das Yoga Nidra auch eine super Möglichkeit, deine Yogastunde entspannt ausklingen zu lassen. Du siehst, auch im Teenager-Yoga ist deine Fantasie gefragt, um die Jugendlichen entspannt Kraft tanken zu lassen – es gibt viele Möglichkeiten. Wenn die Teenager schon älter sind (ab 17 Jahren), kannst du sie auch klassisch in Shavasana führen.
Mädchen und Jungs im Teenie-Yoga?!
Thomas Bannenberg: In der Pubertät geht es auch um die eigene geschlechtliche Identität und um den Umgang mit dem jeweils anderen Geschlecht. Deshalb ist es eine wichtige Überlegung, für wen du einen Teenie-Kurs anbieten möchtest: Für geschlechtsgemischte Gruppen, für geschlechtshomogene Gruppen im eigenen Geschlecht oder im Gegengeschlecht. Alles hat Vor- und Nachteile: Eine geschlechtsgemischte Gruppe ist für die Entwicklung des Sozialverhaltens von Jungen hilfreich, weil sie am eher kommunikativ-sozial orientierten Verhalten der Mädchen für sich andere Strategien lernen und einüben können. Dabei solltest du bedenken, dass es Haltungen gibt, die Erklärungen benötigen – wie zum Beispiel die Wechselwirkung von Umkehrhaltungen auf den weiblichen Zyklus. Kannst du dir vorstellen, das in einer gemischten Gruppe von Jugendlichen anzusprechen? Wenn nicht, ist es völlig okay, sich für eine Gruppe im eigenen Geschlecht zu entscheiden.
So kannst du als Frau in einer reinen Mädchengruppe solche und andere Themen natürlich viel freier und offener ansprechen und mit der Gruppe zusammen darüber in einen Austausch kommen. Als Frau bist du alleine schon dadurch für die Mädchen ein Vorbild, können sie doch an dir erleben, wo es nach der Pubertät „hingehen“ kann.
Die geschlechtshomogene Gruppe im Gegengeschlecht wären zum Beispiel nur Jungen für dich als weibliche Yogalehrerin. Das muss man mögen, aber wenn, dann bringt es den Jungen eventuell viel. Denn dir als Erwachsene können sie Fragen stellen, die sie ihren Eltern nicht stellen würden.
Das gilt natürlich für alle Kombinationen der Gruppenzusammensetzung – wir sind als erwachsene Yogalehrende immer auch ein gewisses Vorbild für die Jugendlichen, da wir außerhalb der dynamischen Strukturen von Schule-Lehrer-Schüler und außerhalb der Familie agieren mit unserem Yoga-Angebot. Gehe immer davon aus, dass du für mindestens eine Jugendliche mehr bist als nur „die Yogalehrerin“, sondern ein Vorbild, eine, an der sich Jugendliche gerne orientieren.