Wie du mit Büchern beim Kinderyoga arbeitest
So baust du aus Märchen und Geschichten ein Stundenbild! Für märchenhafte Stunden mit Happy End: Maike Schößler hat Tipps zusammengetragen, wie du Bücher in Kinderyogastunden optimal einsetzen kannst.
Es war einmal eine Kinderyogalehrerin, die hatte ein Buch auf den Knien. Um sie herum blickten aufmerksame Augenpaare in ihre Richtung und lauschten ihrem Märchen. Und als die Kinderyogalehrerin so las und las und zwischendurch mal eine Asana einstreute, verloren die Kinder ihr Interesse an der Bewegung. Sie weigerten sich, Yoga zu machen. Die Kinderyogalehrerin war verwirrt. War sie doch dem Irrgauben aufgesessen, dass kleine Yogis gerne Yogamärchen hören. Dem war auch so. Allerdings war einigen Kindern die Müdigkeit in die Glieder gefahren, so dass sie dornröschengleich auf die Matten sanken. Andere piekte der Bewegungsdrang wie güldene Strohhalme, dass sie wahrlich besseres zu tun hatten.
Ach, hätte die Kinderyogalehrerin nur PLUS.Kinderyoga.de abonniert gehabt….
Kinderbücher sind eine solide Grundlage für Kinderyogastunden. Zum einen liefern sie den Inhalt der Stunde, zum anderen bringen sie Inspiration für die Raummitte und Gesprächsanstöße gleich mit.
Lies, wie wir aus der „Yogamöwe Lilly“ ein separates Stundenbild erstellt haben: Hier gelangst du zum Stundenbild.
Hier einige Ideen, wie du welche Bücherarten in eine Kinderyogastunde integrieren kannst, ohne dass du zu sehr am Buch klebst und die Kinder das Interesse verlieren:
Märchen als Stundenbild beim Kinderyoga
Eine wahre Fundgrube an Möglichkeiten sind Märchen für Kinderyogastunden. Zum einen kannst du davon ausgehen, dass viele Kinder die Geschichte bereits kennen und sich so eher am Ablauf der Kinderyogastunde beteiligen. Zum anderen wimmelt es in Märchen von Charakteren und Tieren, die du gut als Asanas adaptieren kannst: von der bösen Hexe (Krieger 2) über den Froschkönig (hockende Grätsche) bis hin zum gestiefelten Kater (Katze-Kuh). Auch die Moral des jeweiligen Märchens kann in der Kinderyogastunde aufgegriffen werden: von der mobbenden Gruppendynamik (des Kaisers neue Kleider) über Neid und Missgunst (Aschenputtel) bis hin zu Ungerechtigkeiten (Goldmarie und Pechmarie) und natürlich „gut und böse“, was in den meisten Märchen allgegenwärtig ist. Der Exkurs zu den Yamas und Niyamas, der ersten und zweiten Stufe des achtgliedrigen Pfades von Patanjali, lässt sich so geschickt ziehen.
Kinderbuchklassiker als Stundenbild beim Kinderyoga
Ob Harry Potter, Sams oder Pippi Langstrumpf: In den Kinderbuchklassikern steckt jede Menge Yoga-Potential. Auch aktuell angesagte Leselektüre wie „Die Schule der magischen Tiere“ kannst du nutzen. Dabei solltest du die Essenz der Geschichte filtern und in ein Stundenbild verwandeln. Löse dich vom Buch! Geschichten mit Zauberei und Magie eignen sich besonders gut für die Umsetzung. Auch Hauptdarsteller*innen mit besonderen Fähigkeiten oder beschriebene Konflikte und Abenteuer kannst du als roten Faden für dein Stundenbild verwenden. Achte drauf, dass du die Inhalte dosiert einsetzt, also besser nur die Hauptprotagonisten und ihre Eigenschaften wiedergibst, als das Ende zu verraten, das womöglich einige Kinder noch nicht kennen. Genau das solltest du am Anfang deiner Kinderyogastunde thematisieren, damit die Kinder, die das Buch komplett kennen, nicht zu viel spoilern. Untermalt wird die frei erzählte Geschichte mit Bildern oder Zeichnungen, die du in die Raummitte legst, hochhältst oder rumgibst.
Bilderbücher als Stundenbild beim Kinderyoga
Bei Bilderbüchern verhält es sich anders als bei den textlastigen Märchen und Kinderbuchklassikern. Da die Bilder größer sind und der Text oft überschaubar ist, kannst du schon eher das komplette Buch in deiner Stunde vorlesen. Viele Bilderbücher sind in Versform verfasst, was Kinder gerne mögen. Hier lässt sich der Wechsel zwischen Text und Bewegung gut gestalten, da hinter jedem Reim eine Pause entsteht. Greife dir auch einzelne Sätze heraus und spinne die Geschichte weiter. Wenn das Ungeheuer Grüffelo Schrecken und Angst verbreiten möchte, integrierst du Übungen, die Mut machen. Sammelt Fredrick die bunten Farben ein, lässt du die Kinder Pom-Poms mit den Füßen greifen und entsprechend sortieren.
Bewegungs- und Mitmachgeschichten in der Kinderyoga-Stunde
Du kannst auch Bewegungsgeschichten in deine Kinderyoga-Stunde einbauen. Im Internet oder im Buchhandel findest du Mitmachgeschichten, die aus einem Text mit entsprechenden Bewegungen bestehen. Dieser wird vorgelesen und die Kinder spielen den Text pantomimisch nach. Mach dich auch vorab mit dieser Geschichte vertraut. Eventuell zeigst du die Übungen einmal ehe die Kinder einsteigen.
So nutzt du Buch-Inhalte in deinem Stundenbild
- Yogakarten: Eine Variante ist es ergänzend zum Buch Yogakarten einzusetzen, so dass ihr die Geschichte gemeinsam mit entsprechenden Asanas ausschmückt. Oder du lässt die Kinder die Handlung selber weiter erzählen nach dem Motto „Was würdest du tun, wenn du so stark wie Pippi Langstrumpf wärst“ und so „zaubern könntest wie Harry Potter?“.
- Massagen: Greife Buch-Elemente für den Entspannungsteil heraus. Massagen lassen sich fantasievoll kreieren: von Sams-Wunschpunkten, die auf den Rücken gedrückt werden über magische Tiere, die ihren Weg auf unterschiedliche Weise zurücklegen.
- Shavasana: In der Endentspannung kannst du Passagen aus dem jeweiligen Buch vorlesen. Oder du wählst fürs Shavasana eine Stelle aus einem ähnlichen Buch mit demselben Thema oder in dem die gleichen Tiere eine Rolle spielen.
- Poster zu Visualisierung: Integriere ein großes Poster mit den Figuren und Haltungen, die in dem jeweiligen Buch vorkommen. Entweder kopierst du sie aus dem Buch raus, schaust im Internet nach Vorlagen und klebst sie auf oder du zeichnest sie selber. So hangelt ihr euch durch die Geschichte. Eigene Ideen der Kinder werden darauf ergänzt.
Für welche Buchversion du dich auch immer in deiner Kinderyogastunde entscheidest, mit einer guten Vorbereitung habt ihr sicher eine märchenhafte Stunde. Ende gut, alles gut.