„Wieviel Yoga brauchen Kinder?“ – Die Antworten der Redaktion
Eine spannende Frage – eine kritische Frage, die wir uns als Kinderyogalehrende auch immer selbst stellen müssen. Hier haben wir die Meinung der einzelnen Redaktionsmitglieder von PLUS.Kinderyoga.de einmal gesammelt. Sie mögen dir als Inspiration dienen und zur eigenen Reflexion.
Elke Schwuchow:
Wie argumentiere ich gegenüber Eltern und Institutionen wie Kitas und Schulen, warum jetzt auch noch Kinderyoga neben all den anderen Angeboten und Hobbies, denen ein Kind schon nachgeht? In einer Kinderyoga-Stunde gibt es keinen Leistungsdruck. Die Kinder dürfen so sein, wie sie gerade gepuzzelt sind. Wir kreieren eine wertschätzende Atmosphäre, in der sich die Kinder aufgehoben fühlen. Sie dürfen toben, sich austauschen, entspannen – einfach sein, ihre Gefühle und ihren Körper wahrnehmen. Das ist bei manch anderen Hobbies nicht der Fall. Da muss geübt, abgeliefert und im Sinne der Mannschaft gewonnen werden. Daher ist Yoga eine tolle Kombi mit Ballett, Hockey, Fußball oder Klavier. Und ja, deshalb wünsche ich jedem Kind ein bisschen Yoga in seinem Leben.
Petra Dölker:
Yoga ist ein Angebot, und jedes Kind darf frei entscheiden, ob es dieses Angebot annehmen möchte. Hat ein Kind Freude am Yoga, wird es mit Neugierde und Interesse in die Welt der Asanas, Achtsamkeit und Entspannung eintauchen. Als Yogalehrer*in begleiten wir Kinder darin zu entdecken, wieviel Yoga sie erleben möchten.
Roswitha Gubin:
Yoga ist ein umfassender Themenbereich. Zu sagen, dass es voller Verstrickungen und tiefgründig ist, wäre untertrieben. Deswegen muss ich gestehen, dass Kinder gerne Yoga praktizieren können, die Thematik ‚Yoga‘ jedoch zu komplex für sie ist. Unsere kleinen Menschen wollen praktizieren, toben, sich spüren und spielen. Sie wollen angenommen und akzeptiert werden, so wie sie sind. Irgendwelche Götter oder Chakren oder Lebensweisheiten kann man ihnen gerne erzählen. Ob es sie jedoch interessiert und es wirklich wichtig ist, dass sie es wissen, bleibt da jedoch die Frage.
Andrea Helten:
Ich sag immer: „Fußball ist auch toll. Judo ebenfalls!“ Und ernte meistens Lacher dafür. Aber im Ernst: Nur weil Yoga für dich wirklich gut funktioniert, heißt das nicht, dass das auch für dein Kind so sein muss. Manche Kinder brauchen einfach was Anderes – und das ist total in Ordnung so. Nichtsdestotrotz darf jedes Kind Yoga kennenlernen und dann für sich entscheiden, ob es weiter macht oder nicht. Geschmäcker und Bedürfnisse ändern sich ja auch immer. Daher: free and easy! Und bitte projiziere deine Yogaliebe nicht ungefragt auf dein Kind. Lass es selbst entscheiden, ob es zu dir auf die Matte kommt.
Maike Schössler:
Mein erster Impuls diese Frage zu beantworten sind folgende Gedanken: „Unendlich viel!“ und „Die können gar nicht genug Yoga machen!“ Aber diese Sätze spiegeln genau den Anstrich wieder, den unsere Gesellschaft sich selbst verpasst hat: leistend, laut und superlativisch. Ok, alles auf Anfang. Ich versuche die Beantwortung zurückhaltender. Vielleicht magst du mit mir einmal tief ein und ausatmen und in die Antwort fühlen: Kinder brauchen kein Yoga. Alles ist schon da. Kinder brauchen Raum. Raum für Kindheit, Entfaltung, Sichtbarkeit, den eigenen Bedürfnissen entsprechend. Sie brauchen Raum für Ideen, Kreativität, Fühlen und Ausdruck, für Bewegungen im eigenen Tempo, für Natur und Einfachheit. Sie brauchen Hände, die sie halten und ab und zu mal drücken, du bist genau so richtig wie du bist. Hier und überall. Kinder sind Yoga. Wenn wir sie lassen.
Thomas Bannenberg:
Kinder wünschen Raum und Zeit für Bewegung. Bewegung ist mit das Wichtigste für eine gesunde Entwicklung der Kinder. Yoga bietet mit Phantasie und Atem
ein vollständiges Bewegung-Programm auf zwei Quadratmetern.