Mona Bekteši: „Mit 2-5 Minuten Yoga im Klassenraum kann man schon viel erreichen.“

Mona Bekteši ist Lehrerin für Deutsch und Geschichte und bildet am Landesinstitut für Schule in Bremen angehende Lehrerinnen und Lehrer aus. Sie selbst übt seit vielen Jahren Yoga und hat dadurch erfahren, wie Yoga sie stärkt und gleichzeitig beruhigt. Da lag es nahe, die positive Wirkung des Yogas ihren Schülerinnen und Schülern sowie ihren Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben. Für PLUS.Kinderyoga.de erzählte Mona Bekteši, Autorin vonYoga in der Schule vom Meyer und Meyer Verlag, Roswitha Gubin über die Wichtigkeit von Yoga im Schulalltag.

Warum findest du es wichtig, dass Yoga in der Schule praktiziert wird?

Kinder und Jugendliche verbringen sehr viel Zeit in der Schule. Hier begegnen ihnen kleinere und größere Herausforderungen, die auch zu Sorgen und Nöten führen. Darauf sollten wir reagieren und ihnen Momente von Gelassenheit, Gleichmut und Gesundheit anbieten. Mit einfachen Asanas und Pranayama lässt sich das auch im Klassenraum relativ einfach umsetzen. So wird Yoga zu einem Ausgleich zum Schulalltag.

Was sind die Vorteile?

Yoga unterstützt die physische und psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler. Sie erleben einen gesunden Umgang mit dem eigenen Körper und Gefühlen und lernen, gelassener auf Stress und Anspannung zu reagieren. Die Asanas führen zu mehr Ruhe und Konzentration, so dass man gut zusammen lernen kann. Es macht den Kindern und Jugendlichen unheimlich viel Spaß, sich auch während des Unterrichts zu bewegen zu dürfen, und es tut ihnen gut, dass auch ihre Gefühle einen Raum haben. Außerdem vermittelt Yoga eine ethische Haltung, die den Einzelnen und die Gemeinschaft stärkt.

Gibt es auch Nachteile?

Nachteile im klassischen Sinne gibt es in meinen Augen nicht. Skeptiker mögen einwenden, dass so kostbare Unterrichtszeit verloren geht. Die Zeit für Yoga ist gut investiert: Lieber 40 gute Minuten mit konzentrierten und entspannten Schülerinnen und Schülern, als 45 Minuten mit angespannten und ängstlichen.

Wieviel Zeit sollte man für Yoga in der Schule einplanen?

Wer Yoga im Klassenraum praktizieren möchte, kann bereits mit einem 2- oder 5-Minuten-Set zu Stundenbeginn viel erreichen. Ich kombiniere dafür gerne Pranayama und Asana. In meinem Buch finden sich dafür viele Anregungen. Nach der kurzen Yogaeinheit gehen wir dann mit einem Gemeinschaftsgefühl zusammen ans Werk. In der Mittagspause biete ich Yogapausen von 15 Minuten an, die im Ganztagsbetrieb gerne angenommen werden. Auf Klassenfahrten und in Projektwochen steigen wir intensiver in die Praxis ein und nehmen uns mehr Zeit.

Welche 3 Übungen gehen immer?

Die Gorillaatmung am Montagmorgen um 8 Uhr vertreibt selbst die größte Müdigkeit und schenkt gute Laune.  Schulterkreisen tut jedem, jederzeit und jeden Ortes gut. Und last, but not least schenkt der Drehsitz uns eine neue Perspektive auf die Welt und uns selbst.

Hast du auch SOS Übungen bei Nervosität vor Tests oder Prüfungen?

Ja, eine ganz einfache Möglichkeit, sich zu beruhigen, ist die doppelt so lange Ausatmung. Das geniale an diesem Pranayama ist seine Einfachheit und gleichzeitige Unsichtbarkeit.

Was sind deine Lieblingsübungen?

Meine Lieblingsübung in der Schule ist der Baum. Bäume stehen für Wachstum, Kraft und Erdung. Davon kann man nicht genug haben. Gerne übe ich den Baum als Partnerübung – so erfahren die Kinder und Jugendlichen, wie schön es ist, sich gegenseitig Halt zu geben und Halt zu erfahren. Und bei Momenten extremer Anspannung üben wir gemeinsam den Holzfäller. Danach stellt sich ein Gefühl von Befreiung ein.

Welche Tipps hast du für Lehrer, die Angst davor haben, Yoga in den Unterricht miteinzubeziehen?

Yoga für die Schule lässt sich relativ schnell lernen. Selbst mit basalen Übungen hat man schnell Erfolgserlebnisse. Mein Buch „Yoga in der Schule“ richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, die bisher wenig oder kaum mit Yoga in Kontakt gekommen sind. Es enthält Übungen, die man ohne Vorbereitung im Klassenraum leicht umsetzen kann. Und falsch kann man auch nichts machen. Es geht nicht um Perfektionismus, sondern darum gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Momente der Bewegung, Konzentration und Achtsamkeit zu erleben. Die Lehrerinnen und Lehrer kennen ihre Schülerinnen und Schüler ja auch sehr gut und haben daher eine passende Ansprache, so dass die gemeinsame Yogaeinheit zum Erfolg wird, den niemand mehr missen möchte. Yoga tut schließlich nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern auch den Lehrerinnen und Lehrern gut. Wer tiefer einsteigen möchte, findet auf meiner Webseite www.Yoga-in-der-schule.de Fortbildungstermine.

Welches Feedback bekommst du von deinen Schülern?

Yoga kommt bei den Schülerinnen und Schülern gut an: Sie sind dankbar für die Gelassenheit, die Yoga ihnen gibt. Sie schätzen die Möglichkeit sehr, eigenständig für ihre Ruhe zu sorgen. Die schönste Rückmeldung ist der gelassene und gleichzeitige gelöste Ausdruck in ihren Gesichtern während und nach dem Yoga. Meine letzte Klasse hat zum Abschied am Schuljahresende ein Yogaset vorbereitet, welches wir dann gemeinsam geübt haben. Das hat mich sehr berührt.

Wie gehst du mit Kindern um, die nicht wirklich Bock auf Yoga haben?

Meine Yogaphasen im Unterricht sind grundsätzlich freiwillig. Wenn jemand partout nicht mitmachen will, zwinge ich auch niemanden dazu. Ich animiere aber auf jeden Fall alle dazu, Yoga erst einmal auszuprobieren, bevor man es ablehnt. Meiner Erfahrung nach lassen sich mit dieser Freiheit die meisten dafür gewinnen und wenn jemand einmal einen schlechten Tag hat, ist es für mich in Ordnung, wenn er nicht mitmacht.

Das kommt zum Glück nicht wirklich oft vor, Ich habe den Eindruck, dass sich meine Schülerinnen und Schüler auf die Yogamomente freuen und ich kann auch alberne Zwischenrufe aushalten. Manchmal entstehen dadurch auch Momente gemeinsamer Heiterkeit. Im Übrigen ist Yoga aber auch kein Selbstzweck oder eine Unterrichtsstunde mit verbindlichem Inhalt. Zum Yoga zu finden kann nicht verordnet werden – so könnte es eher zerstört werden. Yoga muss als ein Freiheitsgrad erlebt werden, damit es Körper und Geist zusammenführen und in Resonanz bringen kann. Die jungen Menschen spüren, dass sie hier ihren Zugang selbst finden dürfen. Meist gelingt das atmosphärisch, nicht auf Druck.

Was kannst du uns mit auf den Weg geben?

Ihr leistet so wertvolle Arbeit. Macht bitte weiter so und bringt Kinderyoga in die Welt. Ich versuche, euch zu unterstützen und Kinder und Jugendliche in diesen aufregenden und herausfordernden Zeiten mit Yoga in der Schule in Bewegung zu bringen. Lasst uns gemeinsam vermitteln: Nimm dich an, so wie du bist und versuche, die beste Version deiner selbst zu sein.

Vielen Dank, liebe Mona, für deine offenen und wunderbaren Worte.

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